ESCORT LADIES

Die Überraschung, mich so plötzlich und unerwartet in seinem Heiligtum zu sehen, stand Falk geradezu ins Gesicht geschrieben. Zum ersten Mal sah ich ihn abgeschminkt, ohne seine Bühnenkleidung, nur mit einem Bademantel bekleidet. “Marina?” Falks Mienenspiel machte einen Einruck von Überraschung, mich so unerwartet in seiner Garderobe zu sehen, aber ich erkannte keinerlei Anzeichen von Verärgerung über die unerwartete Störung. Eher glaubte ich, etwas wie Freude in seinem Blick zu erkennen, gepaart mit der Verwunderung, zu dieser späten Stunde doch nicht mehr allein im Theater zu sein. “Du bist auch noch hier?”. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Falk, der Star aller Musicalbühnen des Landes mich kurzerhand aus seiner Garderobe wirft und nun stehe ich, wie vom Donner gerührt vor ihm und ringe um Worte wie ein kleines Schulmädchen bei seinem ersten Rendezvous. Was sage ich jetzt nur, ohne mich lächerlich zu machen? “Ja, ich habe vollkommen die Zeit vergessen”, etwas blöderes fiel mir in diesem Augenblick bestimmt nicht ein. “Wir sind doch morgen wieder zusammen auf der Bühne und ich würde noch einmal schnell die Schlussszene mit dir durchgehen”. “Den Kuss?”, Falks Lächeln, das er mir zusammen mit seiner Frage zuwarf, war einfach umwerfend. Immer noch lächelnd erhob Falk sich aus seinem Stuhl auf, kam wortlos auf mich zu und nahm mich in seine kräftigen Arme. Ich glaubte, zu verglühen vor Erregung, als er mich an sich zog, sein Atem streifte meine Wange wie ein heißer Wüstenwind, der mir das Gefühl gab, zu verglühen in der heftig lodernden Glut des Augenblicks. Ich musste in diesem Augenblick gezittert haben, wie ein kleines, liebeskrankes Mädchen. Es war nicht das erste Mal, dass unsere Lippen kurz davor standen, zu einem hingebungsvollen Kuss zu verschmelzen, aber es würde das erste Mal sein, dass es nicht auf der Bühne stattfinden würde, sondern in der intimen Abgeschiedenheit von Falks Garderobe. Noch nie hatte ich den Kontakt mit Falks Körper so intensiv wahrgenommen wie in diesem Augenblick. Alle meine Sehnen schienen unter einer solch intensiven Spannung zu stehen, die sie schier zu zerreißen drohten. Wollte Falk mich foltern, oder warum wahrten seine Lippen in diesem Augenblick diesen Millimeter Abstand zu meinen, einen Abstand, dass zwar nicht einmal ein Blatt Papier zwischen sie gepasst hätte, aber doch so weit, dass es mir vorkam, als befänden sie sich irgendwo an einem anderen Ende des Universums. Immer mehr suchte mein Körper seine Nähe, kuschelte sich an Falk. Ich spürte nur noch den sanften Lufthauch seines Atems, als unsere Lippen den letzten Rest Abstand, der sie noch trennte, überwanden und zu einem Kuss, dessen erotischen Reiz ich in dieser Form noch nie so intensiv und deutlich wahrgenommen hatte, verschmolzen. Es war nicht der erste Kuss zwischen Falk und mir, jeden Abend berührten sich unsere Lippen, aber zum ersten Mal hingen keine 3000 Augenpaare an uns und zum ersten Mal brandete auch nicht der lautstarke Applaus der Zuschauer auf, während sich der Vorhang des Theaters langsam zu Boden senkt. Instinktiv suchte mein Körper nach Falks Nähe, ich kuschelte mich so eng an ihn wie es mir nur möglich war und spürte an seiner Reaktion, dass ihm dir Nähe zu mir in diesem Augenblick auch nicht gerade unwillkommen zu sein schien. Mehr und mehr hatte ich das Gefühl, das Knistern eines leichten Reizstroms, der sich in meinen Nervenbahnen eingenistet hatte, zu spüren, auch das Zittern meiner Muskeln unterlag schon lange nicht mehr meiner Kontrolle und ich wusste und spürte, dass diese höchst angenehme Veränderung in meinem Gefühlsleben auch Falk nicht verborgen geblieben sein konnte.